Gut ist uns nicht gut genug.



Interview mit Silvia und Christian Weiss.


Silvia und Christian Weiss sind mit ihrem Familienunternehmen im Holzfachhandel weltweit erfolgreich und beschäftigen 120 Mitarbeiter. Nachhaltigkeit steht dabei im Mittelpunkt.

Was ist Ihr persönlicher Zugang zu Nachhaltigkeit?
Christian Weiss: Wer wie wir in zweiter Generation mit Holz arbeitet und das mit Herzblut macht, dem ist das Thema Nachhaltigkeit praktisch in die Wiege gelegt worden. Wir haben deshalb bis jetzt auch keine spezielle Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, weil nachhaltiges Handeln für uns selbstverständlich ist und aufgrund der Branche auch naheliegt. Für unseren Hauptenergiebereich - die Trocknung von Holz – verwenden wir beispielsweise seit jeher Öfen, die mit Biomasse, also mit Holz befeuert werden. Auch bearbeiten und veredeln wir unser Holz ausschließlich mit nachhaltigen Produkten. Wir waren also im Thema Nachhaltigkeit, wie man es heutzutage versteht, schon bisher gut und tiefer drin als uns das selbst bewusst war. Wenn wir uns aber die derzeitigen globalen Entwicklungen ansehen, wissen wir, dass gut nicht gut genug sein wird. Besonders der Klimawandel stellt uns jetzt schon vor große Herausforderungen.


 

In welchem Ausmaß hat der Klimawandel den Rohstoff Holz bereits beeinflusst?

Silvia Weiss: Ganz gravierend. Unsere Hauptholzart war in den vergangenen Jahrzehnten immer die Fichte, das meistgenutzte Holz in Österreich. Fichten haben jedoch - vor allem in Ostösterreich - massive Probleme bekommen. Zum einen ist das Borkenkäfer-Aufkommen höher geworden, zum anderen hat sich der Wachstumsraum der Fichten aufgrund der klimatischen Veränderungen spürbar verschoben. Da, wo früher Fichten gut gewachsen sind, wachsen sie jetzt nicht mehr, die Waldgrenze geht immer weiter nach oben. Bei uns im Pongau ist eine Fichte früher über 1650 m nicht vorgekommen, heute wächst sie bis 1700 m. 50 m klingt nicht viel, ist jedoch ein Quantensprung. Bei uns im Unternehmen hat sich deshalb die Holznutzung verändert. Wir verwenden jetzt Mischholzarten. Exotenhölzer haben wir weitgehend aus unserem Portfolio verbannt.

Warum arbeiten Sie nicht mehr mit Exotenhölzern?
Christian Weiss: Früher hat es in vielen Einsatzbereichen keine Alternative gegeben. Eine neue Methode, die Thermobehandlung, ermöglicht es jedoch, heimische Hölzer wie Fichte, Kiefer und Esche auch im Außenbereich einzusetzen. Mit der Esche kommt man damit sogar in die höchstmögliche Resistenzklasse 1 und damit in die gleiche Kategorie wie die Exotenhölzer. Damit haben wir jetzt eine heimische Alternative und können auf den klimaschädlichen Transport von Exotenhölzer verzichten.  

 

Woher beziehen Sie ihr Holz?
Silvia Weiss: Wir haben einen maximalen Einzugsbereich von 700 bis 1000 km. Eine Ausnahme ist Lärchenholz aus Russland. Hier sind uns zwei Dinge wichtig: Erstens achten wir darauf, dass unser Holz aus einer FSC-zertifizierten nachhaltigen Waldbewirtschaftung kommt. Zweitens transportieren wir mit der Bahn, nur die letzten 50 km wird ein LKW eingesetzt wird. Holz ist aufgrund von Gewicht und Volumen besonders transportsensibel. Bahntransport geht für uns, Schifftransport geht gar nicht, wenn es nicht mehr sein muss. 


 

Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?
Christian Weiss: Wir haben uns bis jetzt zu wenig mit einem ganzheitlichen Blick auf das Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt und manche Bereiche vernachlässigt. Wir sind unterwegs, keine Frage, wir beziehen Strom beispielsweise aus unserer eigenen PV-Anlage oder setzen bereits e-Mobilität sein. Dennoch muss ich sagen, dass uns bisher die Dimension nicht bewusst war. Unser Lebensraum hier im Pongau ist top, die Folgen der Erderwärmung sind spät angekommen und noch nicht so deutlich sichtbar wie anderswo. Als österreichischer Unternehmer halte ich es jedoch für dringend notwendig, über den Tellerrand hinauszuschauen, denn global ist vor allem der Klimawandel schon lange ein großes Problem und er wird auch uns massiv betreffen, wenn nicht gehandelt wird.

 

Warum nehmen Sie an LET´S GO FOR ZERO teil?
Silvia Weiss: Für uns ist es wichtig, dass unser hoher Anspruch an Nachhaltigkeit, im speziellen im Klimaschutz, sichtbar wird. Das hilft uns, Vertrauen bei unseren Kunden aufzubauen. Dass der G0 KLIMA INDIKATOR zertifiziert ist und überprüft wird halten wir dabei für essentiell.


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